Sonntag, Juni 24, 2007

Akihabara

Heute wollte ich eigentlich in den Park vom Kaiserpalast, um nach zwei Wochenenden an denen ich von Tokyo nichts neues gesehen hatte wieder etwas die Umgebung zu erkunden. Allerdings hat kurz bevor ich los wollte mein Handy geklingelt und meine ehemalige Mitbewohnerin aus England war am Apparat. So bin ich mit ihr erstmal frühstücken gegangen und habe den ersten Teil aus meinem Programm gestrichen. Eine gute Entscheidung, gerade hier in der großen annonymen Masse ist es immer wieder schön ein bekanntes Gesicht zu treffen.
Nach dem Essen ist mir dann eingefallen, dass ich meine Miete für den nächsten Monat bezahlen muß. Auch das ist nämlich, wie so viele Dinge in Japan nicht ganz einfach. Der nicht unerhebliche Betrag für den Schuhkarton muß nämlich jeden Monat kurz vor dem Stichtag in Bar bezahlt werden. Die Option mehrere Monate im vorraus zu zahlen oder eine Kredikartennummer zu hinterlegen von der abgebucht werden kann gibt es nicht. Ziemlich nervig, aber in einer Stadt in der Wohnraum so begehrt ist wie hier kann man es machen.
Als auch das Geschafft war bin ich dann doch noch in einen Stadteil Tokyos gefahren den ich noch nicht kannte. Akihabara, das Mekka für Computerfreaks und Mangafetischisten. Eine ziemlich krasse Gegend, mal wieder. Es reiht sich ein Elektronikladen an den nächsten, jeder mit seiner spezialisierung. Von Bildschirmen über Verbindungskabel, Kameras bis hin zu Zubehör für Mikroskope. An Elektronik gibt es hier alles was das Herz begehrt... außer was ich haben wollte. Ein Kabel um mein Handy mit dem PC zu verbinden wurde nicht vorgesehen sagte man mir... sehr merkwürdig. Aber vielleicht lag es auch an meinen immer noch sehr bescheidenen Japanisch Kenntnissen.
Also es gab alles was das Herz begehrt, wenn es es gibt und wenn man weiß wie und wo man fragen muß. Zwischen diesen ganzen Elektroläden befangen sich auch noch viele ander Geschäfte, die den etwas absurden eindruck noch weiter verstärkten. Der erste Laden in dem ich landete war eine, nennen wir es Erwachsenenbibliothek. Für eine solche hatte ich es von der Straße aus nicht gehalten, da sich sowohl Teenies als auch Opas am Stock in dieser aufhielten und man sie direkt von der Straße einsehen konnte. Erst ein Blick auf die Auslagen zeigte, dass es sich bei den Filmen nicht um Flipper und den König der Löwen handelte.
Die nächste Station war eine Spielhölle. Auch wenn das ein Japaner mit Sicherheit nicht so nennen würde für viele schien es eher ein zweites zu Hause zu sein. Oder vielleicht Sport... ich hatte die Gelegenheit einenen Spieler zu beobachten, dessen Leistung bestimmt 10 Zuschauer angelockt hatte. Er stand vor einem Spielautomaten auf dem er 2x7 aufleuchtende Tasten drücken musste. Ich kann nur schätzen, aber ich vermute er kam auf ca. 60 Anschläge pro Minute. Pro Finger. Es war praktisch unmöglich einzelne Bewegungen auszumachen. Er selbst bewegte sich wiederum kaum. Von den Händen abgesehen stand er völlig regungslos mit starrem Blick und Ohrenstöpseln vor der Maschine. Das ging bestimmt 5 Minuten so. Das spiel wurde immer schneller, er auch und dann war es vorbei. Ein paar umstehende aplaudierten, er drehte sich um, verzog absolut keine Miene und ging. Das schien der Preis der Perfektion zu sein.
Also weiter, diese Gruft wieder verlassend in eine Bunte Comic/Mangawelt. Ich weiß nicht was die Japaner an diesen Comics finden. Unförmig gezeichnete Personen mit riesen Augen die in merkwürdigen Geschichten mitspielen. Man sieht die Mangas überall, aber dort schien es die Überauswahl zu geben. Zerfledderte Papierheftchen in allen Preisklassen. Ich verstehe es echt nicht, aber wenn jeman bereit ist 150€ für einen alten Comic auszugeben, dann muß es irgenwas geben. Mal schauen ob ich das noch rausfinden werde.
Auf meinem Weg zurück zur U-Bahnstation dann wieder so eine Japantypische Situtation. Unter einer Eisenbahnbrücke spielter eine semicoole Rockband japanischen Punkrock. Neben den unzähligen Zuschauern gab es noch eine zweite Traube Menschen. Was es zu sehen gab war nicht klar, aber wenn viele Menschen zusammestehen, dann mußte es etwas interressantes geben. Das hat sich fast jeder gedacht und da die meißten zu klein waren rauszufinden was es zu sehen gab ging man hin, holte den Photoapparat raus und machte ein Photo über die Köpfe der Umstehenden hinweg in Richtung des vermeindlichen Zielobjektes. Anschließend betrachte man das Photo und ging weiter. Da ich zum einen groß genug war um zu sehen was es zu sehen gab gab und zum anderen das Gleiche gemacht habe wie der Rest der Menge kann ich sagen, das es drei Mädels waren die photgraphiert wurden.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgenwelche Berühmtheiten gewesen sind. Ich vermute viel mehr, das ein Mann sie gefragt hat ob er ein Photo von ihenen machen und sie zugestimmt haben. Als das dann der nächste gesehen hat hat auch er seine Kamera rausgeholt. Als dann schon zwei dastanden und photographiert haben mußten die Mädels etwas besonderes sein, weswegen 3 weitere ein Photo machen mußten... in einer Stadt mit 30 Mio. Einwohnern und mindestens eben so vielen Kameras und Photohandys kann das dann ganz schnell zu dem beschriebenen Tumult werden.